Die "U" (utilitaria = praktisch) war das Sparmodell Piaggios und ein ziemlicher Flop: jeder der damals genug Geld hatte, kaufte sich das nächstbessere Modell. Deswegen wurden von den 6001 gebauten Fahrzeuge nur rund 2000 verkauft, 3500 Exemplaren gingen 1955 (nach dem sie zwei Jahre bei Piaggio auf Halde standen) in den Iran, wo sie dann für die Post mit einer riesigen Gepäckträger-Platte plus Träger vorne umgerüstet wurden. Was mit den restlichen ca. 500 Exemplaren geschehen ist, hat man bis heute nicht herausgefunden. Doch genau die verhältnismäßig geringe Stückzahl verbunden mit der ungewöhnlichen Optik macht die "U" zu einem gesuchten Sammlerstück, für das – wenn überhaupt eine angeboten wird – Preise im 5-stelligen Bereich aufgerufen werden.
Die auffälligsten Merkmale der "U" sind die zum Abdeckblech degradierte Motorbacke und der relativ kleine Scheinwerfer, der erstmalig bei einer italienischen Vespa am Lenker sitzt. Die Motorhaube ist am Rahmen abgekantet und mit 4 Schlitzschrauben sichtbar am Rahmen verschraubt. Auch die ebenfalls kleinere Gepäckfachbacke ist derart mit 8 Schrauben befestigt; ein graues Gummiprofil ist jeweils unterlegt. Die kastrierte Bauweise der Motorhaube erlaubt den unbehinderten Ausbau der Zündkerze, die Gepäckfachklappe hat keinen Hebel und muss an einer kleinen Erhebung und einer geformten Feder angehoben werden. Die "U" ist das erste italienische Modell, bei dem sich der Scheinwerfer am Lenker befindet. Der relativ kleine Scheinwerfer mit Ø 95 mm aus Aluminiumguss wird nur an diesem Modell verbaut und sein Zierring ist das einzige verchromte Teil des ganzen Rollers. Der Kotflügel vorne ist kleiner und schmaler als beim teureren Modell und für Lenkrohr und Dämpferfeder ausgeformt. Die Vorderradschwinge hat wie beim V15T-Modell von 1950 keinen hydraulischen Stoßdämpfer. Der kleinere Sattel mit dunkelgrün lackierten Federn hat keine Feder vorne. Das Bremspedal ist aus unpoliertem Aluminium und hat keinen Gummi sondern ein eingegossenes Waffelmuster. Das Rücklicht wird von der V33T übernommen. Die Trittleisten sind aus gestanztem Aluminium ohne Gummieinsatz und beidseitig sowie auf dem Tunnel nur 2-fach vorhanden. Die gesamte Vespa ist aus wirtschaftlichen Gründen in den meisten Bauteilen lackiert (Rahmen, Lampen- und Rücklichtgehäuse, Sattelfedern, Lenker und Lenkerklemmung, Lenkrohr, Schwinge und Felgen, Zylinderhutze und Lüfterradabdeckung), selbst der Vespa-Schriftzug am Beinschild ist nur auflackiert. Der vezinkte Seitenständer besteht aus oben und unten um 30 mm gekröpftem Rundmaterial und hat keinen Gummifuß. Der Lichtschalter hat eine graue Plastikabdeckung wie bei der VM1T von 1953. Es ist kein Lenkerschloss vorhanden und der Tankdeckel ist lose aufgeschraubt.
Der Motor besteht aus Bauteilen der VM1T von 1953 (Getriebe, Kupplung, Zündgrundplatte und Polrad) und Resten aus Motoren von 1951 (Zylinder, Kurbelwelle, Lüra-Abdeckung, Zylinderhutze). Der Kickstarter ist aus unpoliertem Aluminium mit Waffelmuster ohne Gummiüberzug, der Benzinhahn ist innen unter der Vergaserklappe. (Quelle: GSF)
Rahmennummern nach Baujahren:
1953: VU1T 1001-7001
Stückzahl: 6.001