Benelli – Geschichte, Entwicklung und technische Innovation
Benelli gehört zu den traditionsreichsten Namen der italienischen Motorradindustrie. Gegründet 1911 in Pesaro, entwickelte sich das Unternehmen von einer kleinen Familienwerkstatt zu einer Marke, die den europäischen Motorradbau entscheidend geprägt hat. Von frühen Viertakt-Rennmaschinen über legendäre Tornado-Modelle bis hin zur modernen Zusammenarbeit mit QJ Motor – Benelli steht seit über einem Jahrhundert für technische Neugier und mutiges Design.
Benelli – ein Jahrhundert italienischer Technikgeschichte
Von der Familienwerkstatt zum Rennteam (1911–1939)
Die Geschichte begann 1911, als Teresa Benelli ihren sechs Söhnen eine Werkstatt ermöglichte. Schon 1921 erschien mit dem „Velomotore“ das erste Benelli-Motorrad. Der Rennsport wurde schnell zur zweiten Heimat der Marke: Die 147-ccm-Modelle machten Benelli früh erfolgreich, und Giuseppe Benelli entwickelte 1926 ein fortschrittliches 175‑cc‑Viertaktmotorrad, das seinem Bruder Tonino vier italienische Meistertitel einbrachte.
Kriegsjahre, Wiederaufbau und der Weg zurück zum Rennsport (1940–1959)
Während des Zweiten Weltkriegs produzierte Benelli Militärmotorräder, doch die Fabrik wurde zerstört. Die Brüder bauten das Unternehmen ab 1945 neu auf und verwandelten über 1.000 Militärfahrzeuge in zivile Maschinen. Der Rennbetrieb startete 1947 erneut, gekrönt vom 250‑ccm‑Weltmeistertitel durch Dario Ambrosini im Jahr 1950.
Expansion, Fusion mit Motobi und technische Breite (1960–1980)
Nach Giuseppe Benellis Weggang entstand Motobi, während Benelli mit Modellen wie dem „Leoncino“ große Erfolge feierte. 1962 kam es zur Fusion von Benelli und Motobi – ein Schritt, der das Rennprogramm mit Fahrern wie Provini, Pasolini oder Kelvin Carruthers (Weltmeister 1969) stärkte. Die Produktpalette reichte nun von kleinen Stadtmotorrädern bis hin zur „Tornado“ 650.
De Tomaso-Ära und das erste Serien-Sechszylinder-Motorrad (1971–1988)
Unter Alejandro De Tomaso entstand mit der Benelli Sei das erste serienmäßig gebaute Sechszylinder-Motorrad der Welt. Zunächst mit 750 ccm, später mit 900 ccm, gilt die Sei bis heute als technische Ikone. Sie steht exemplarisch für eine Phase, in der Benelli experimentierte und neue Maßstäbe setzte.
Die Tornado Novecento und der Neustart im neuen Jahrtausend (1990–2004)
Mit der Tornado Novecento präsentierte Benelli Anfang der 2000er ein kompromissloses Superbike. Der Dreizylinder‑Reihenmotor, das markante Chassis-Layout und hochwertige Komponenten wie Marzocchi- und Sachs-Fahrwerke oder Brembo-Bremsen machten die Tornado zu einem technisch wie optisch auffälligen Statement.
Globale Ausrichtung unter QJ Motor und Keeway (2005–2024)
2005 übernahmen Keeway und Qianjiang (QJ Motor) Benelli. Produktion und Entwicklung wurden neu organisiert, während das Design weiterhin in Pesaro blieb. Unter CEO Yan Haimei entwickelte sich Benelli zu einer global ausgerichteten Marke, die italienische Formensprache mit industrieller Stärke kombiniert. Die neue Modellgeneration knüpft an das historische Erbe an und stärkt Benellis Position als feste Größe im Motorradsegment.